Ich blicke zurück auf eine fantastische EM in Litauen. Meine Form, die Organisation, das Terrain: All dies trug zu einer unvergesslichen Europameisterschaft bei! Auch wenn die Erwartungen an internationale Wettkämpfe in Litauen aufgrund der bisherigen Ausgaben bereits hoch waren, alles wurde nochmals übertroffen. Und ich selbst konnte endlich den lang ersehnten Sprung in die Top6 erreichen und ein Diplom mit nach Hause bringen.
Massenstart

Den Start in die Europameisterschaft bildete das Rennen mit Massenstart. In dieser Disziplin ist ein guter Start äusserst wichtig. Ein gutes Resultat wird viel einfacher, wenn man bereits zu Beginn mit anderen schnellen Fahrern zusammen unterwegs sein kann. Die ersten Meter glückten mir sehr gut und ich war gleich in den ersten 10 Positionen unterwegs. Ich war jedoch nicht sonderlich gut vorbereitet und verpasste prompt die erste Abzweigung, auch weil mich noch ein vermeintlich im Weg stehendes Polizeiauto etwas aus dem Konzept brachte. Ich fuhr also eine leicht längere Route zum ersten, ungegabelten Posten und musste mich ganz hinten einreihen und einige Sekunden anstehen auf dem schmaler werdenden Trail. Auf den Gabelungen war ich dann nur in kleinen Gruppen von 2-3 Fahrern oder alleine unterwegs. Ich konnte mein Rennen durchziehen, in den steilen Anstiegen voll pushen und war sehr zufrieden mit meiner physischen Form. Die Routenwahlen erwischte ich nicht alle perfekt und verlor dadurch einige Minuten. Da es aber für alle schwierig war, die schnellste Route zu erkennen, konnte ich trotz diesen Zeitverlusten mit Rang 9 eine Top-10-Platzierung einfahren. Ein guter Start, der auf mehr hoffen lässt!
Mitteldistanz

Tags darauf stand die Mitteldistanz an. Dieses Rennen fand in einem etwas flächeren Wald mit einem deutlich dichteren Wegnetz statt. Etwas unerwartet startete der Wettkampf aber in den steileren, physischeren und weniger anspruchsvollen Teil des Walds. Mir kam das entgegen, denn so konnte ich gut auf die Karte kommen und mich auch etwas auf den technischen Mittel- und Schlussteil vorbereiten. Ich zeigte ein sehr sauberes Rennen ohne Fehler. Nur 1-2 Zögerer kosteten mich total ca. 20-30 Sekunden, viel schneller wäre nicht mehr möglich gewesen. Schon fast etwas enttäuscht hörte ich den Speaker meinen 3. Zwischenrang verkünden. Ich wusste, dass noch rund 15 Fahrer kommen werden. Doch meine Zeit konnten nur noch 3 von diesen 15 unterbieten, und so reichte es zu Rang 6 und meinem ersten Einzeldiplom! Umso schöner war, dass ich mit dem auf Rang 4 klassierten Noah Rieder den Erfolg teilen konnte!
Sprint

Der dritte Wettkampf der EM war ein Sprint. Er startete in einem sehr steilen Waldteil entlang des Flusses Neris. Hier galt es schnell die richtige Route zu erkennen, diese sauber und vor allem schnell umzusetzen. Hier konnte man voll pushen. Der zweite Teil führte dann in einen sehr flachen Stadtwald mit einem sehr dichten Wegnetz. Der erste Teil gelang mir hervorragend. Bei Posten 16 und nach 17 von 24 Minuten (Siegerzeit) lag ich auf Bronzekurs. Der Tempowechsel in den zweiten Teil gelang mir dann aber überhaupt nicht. Ich erwischte die erste Abzweigung nicht und verlor dann den Faden während rund 5 Posten komplett. So häuften sich Fehler von total rund 2 Minuten an. Es spülte mich weit zurück, am Schluss belegte ich den 22. Rang. Wieder ein Rennen mit vielen «Was wäre wenn…»-Gedanken, dass mir aber auch zeigt, dass ich mein Niveau gegenüber letztem Jahr steigern konnte und mit guten Rennen um die Medaillen mitreden kann. Das gab mir viel Selbstvertrauen. Und dieses ist im nächsten, letzten Rennen der EM mitunter entscheidend.
Mixed Staffel

Den Abschluss der Europameisterschaft bildete standesgemäss die Mixed-Staffel. Ein cooles Rennen, denn es braucht wirklich ein komplettes Team, um hier erfolgreich zu sein. Dies haben wir bereits verschiedene Male in beide Richtungen erlebt. Vor 2 Jahren wurden wir 13 Sekunden hinter Gold liegend Bronzemedaillengewinner, und letztes Jahr verpassten wir die Diplome deutlich. Das erste Schweizer-Team bestand aus Jana Lüscher-Alemany auf dem Start, Noah Rieder auf der 2. Strecke und ich bestritt wiederum die Schlussstrecke. Jana zeigte lange ein sehr gutes Rennen und fuhr vorne mit. Auf der Schlussschlaufe verlor sie mit einem Fehler noch rund 1.5 Minuten und übergab an Noah Rieder. Noah lief es an diesem Tag überhaupt nicht und er beklagte rund 6 Minuten Fehler auf seiner Strecke. Ich wusste dass die Diplome wohl ausser Reichweite waren und versuchte trotzdem, alles in meiner Macht stehende zu tun. Mein Rennen verlief nahezu perfekt, bis auf 1-2 Routenwahlen, die vielleicht 10-20 Sekunden schneller sein könnten, gelang mir ein makelloses Rennen. Auch mit der oft längsten Gabelungsvariante konnte ich mehrere Teams überholen. Die letzten Posten absolvierte ich zusammen mit Hannes Hnilica, den ich im Schlussteil aufholen konnte. Leider verlor ich den Schlusssprint und wir klassierten und schlussendlich auf dem 9. Nationenrang. Eine grosse Enttäuschung, aber auch hier kann man sagen, dass wir uns mit etwas «Was wäre wenn…» aufmuntern konnten und umso hungriger auf die nächsten Staffeln sind.

Den Abschluss bildete ein Bankett, bei dem wir die letzten übriggebliebenen Körner noch auf der Tanzfläche aufbrauchen konnten. Auf eine genauere Beschreibung wird hier bewusst verzichtet. Weiter geht’s nach einer kurzen Pause mit Bike-O-Wettkämpfen in Champery, WREs in Warschau und Pilsen, dem O-Ringen in Jönköping und dann der Weltmeisterschaft in Warschau. Bis bald!