Der Höhepunkt der diesjährigen Saison fand in den sandigen Wäldern etwas östlich der polnischen Hauptstadt Warschau statt. Das Wetter war nicht nur während der WM, sondern auch schon in den Wochen davor äusserst warm und trocken. Dies bewirkte, dass der sandige Boden noch tiefer und langsamer befahrbar wurde, als er sowieso schon war. Dies war auch der grösste Unterschied zu den Vorbereitungswettkämpfen, die wir im Juni in direkt angrenzenden Geländen absolvierten.

Nach einer gründlich missglückten Anreise (Dank einer nicht wie gedacht funktionierenden Interrail-App und einem Geisterzug der ÖBB) blieb mir nur wenig Zeit, mich von einer intensiven Arbeitswoche und der stressigen Anreise zu erholen. Zum ersten Wettkampf, dem Sprint am Dienstag, war ich jedoch bereit. Ich stand top vorbereitet an der Startlinie und kannte durch intensives Kartenstudium, begleitet mit Youtube-Videos von den Biketrails im Sprintgelände, viele Abzweigungen und wichtige Punkte auswendig. Dies half mir auf der südlichen Hälfte des Geländes sehr gut. Ich konnte ein sauberes Rennen fahren und beklagte nur einen kleineren Fehler von rund 20 Sekunden. Ich konnte die beiden vor mir gestarteten Athleten aufholen und mit ihnen zusammen einen schnellen Schlussteil absolvieren. Mit einer deutlichen neuen Bestzeit kam ich ins Ziel, und diese hielt bis mein Teamkollege Noah ins Ziel kam. In der Endabrechnung reichte es mit Rang 9 zu einem Top10-Ergebnis.

Tags darauf folgte die Mitteldistanz. In diesem Rennen, das wohl für viele das technisch anspruchsvollste Rennen der Karriere war, galt es, den Fokus nie, auch nicht für wenige Sekunden, zu verlieren. Dies gelang mir in den ersten 50 Rennminuten relativ gut. Ich befand mich rund 10 Posten vor Schluss, zu einer Rennzeit, zu welcher eine Mitteldistanz auch fertig sein könnte, wieder in der Top10. Gegen Schluss war meine mentale Energie etwas aufgebraucht. Bei mehreren kleineren Fehlern und unsauberen Routen verlor ich noch mehr als 2 Minuten und fiel auf Rang 15 zurück, welchen ich zeitgleich mit Flurin teilte.

Der Massenstart rundete den ersten Rennblock der WM ab. Der dritte Renntag in Folge war für mich ein Tag zum vergessen. Der etwas aufgestaute Schlafmangel entlud sich in einer Phase in der Rennmitte, in welcher für rund 10 Posten gar nichts mehr. Ich machte einen Fehler nach dem anderen und verlor zwischenzeitlich den Faden komplett. Einer dieser Fehler ist das Überlesen von Posten 24, welchen ich daher komplett ausliess. Die Enttäuschung über dieses komplett missglückte Rennen war gross und ich war froh, folgte ein Ruhetag, an dem ich etwas Zeit zur Erholung und zum Verarbeiten dieses Rennens hatte.

Das letzte Einzelrennen dieser Weltmeisterschaft war die Langdistanz. In ähnlichem Gelände wie schon beim Massenstart galt es, über rund 2 Stunden im heissen Sand zu kämpfen. Zu Beginn wählte ich etwas zu offensive Routen mit zu viel Querfahren. Auch im weiteren Rennverlauf erwischte ich viele suboptimale Routen, mit welchen ich total rund 6 Minuten verlor. Dazu kommt ein kleiner, rund einminütiger Fehler beim Posten 10. Die restlichen 7 Minuten Zeitverlust kann ich mir nicht ganz erklären. Ich fühlte mich physisch eigentlich gut. Klar ist flaches Gelände nicht auf mich zugeschnitten, aber ich verliere für mein Gefühl zu viel Zeit, auch im flachen Gelände.

Den Abschluss der WM-Woche bildete auch dieses Jahr die Staffel. Ich hatte aufgrund meiner letzten 2 Einzelrennen etwas weniger Selbstvertrauen als auch schon vor dem Wettkampf. Es tat sehr gut, zu wissen, dass meine Teamkollegen volles Vertrauen in mich haben und ich wiederum die Schlussstrecke übernehmen soll. Flurin zeigte auf der Startstrecke ein kontrolliertes Rennen und kam auf Rang 8 zurück. Noah tat es im gleich, ich übernahm kurz hinter dem litauischen Team von ihm. Ich konnte am letzten Tag meine beste Leistung abrufen und zeigte ein beinahe perfektes Rennen. Die in der zweiten Hälfte tendenziell kürzeren Gabelungen halfen sicher auch mit, dass ich konstant Teams überholen konnte. Bei der Arenapassage befand ich mich in einer Gruppe, welche um Platz 3 kämpfte. Ich war mir der Situation bewusst, und konnte trotzdem den Fokus wahren und auf dem Weg zum zweitletzten Posten eine schnellere Querroute wählen. Ich konnte eine kleine Lücke zu Frankreich, Litauen und dem zweiten Tschechischen Team kreieren, welche ich aber durch einen Sicherheitsstop zu viel wieder verlor. Im Sprint von vier Teams konnte ich Tschechien 2 und Litauen hinter mir lassen, aber Armel aus Frankreich war leider einen Ticken abgebrühter und schneller am Schluss und schnappte uns die Bronzemedaille weg.

Es war eine tolle Woche in Polen. Ich blicke mit gemischten Gefühlen zurück. Ich kann stolz auf meinen Sprint sein, auch meine Leistung bei der Mitteldistanz war ok. Mit dem Massenstart und der Langdistanz bin ich gar nicht zufrieden. Die Staffel und das Bankett bildeten aber einen extrem positiven Abschluss für meine internationale Saison 2025. In einer Woche starte ich meinen 4 monatigen Zivildiensteinsatz in Davos. Bis auf einige Rennen in der Schweiz und im grenznahen Italien ist meine Saison hiermit beendet. Ich freue mich auf eine etwas längere Pause von internationalen Wettkämpfen und auf den neuen Wohnort in Davos.