Der finale Weltcuprunde der Saison 2018 fand in Odemira, Portugal, statt. Ich habe anfangs Woche mein Studium gerade frisch begonnen, und schon muss ich die ersten Tage fehlen. An das Nachholen vom Stoff muss ich mich wohl gewöhnen, die nächsten paar Jahre wird es wohl noch einige Konflikte zwischen Wettkämpfen oder Trainingslagern und meinem Studium geben.
Am Mittwoch, 19. September, flogen wir nach Portugal. Die Akklimatisation gestaltete sich etwas komplizierter als gedacht, denn es war deutlich über 30°C warm. Am Samstag erreichte das Thermometer gar 40°C! Wir bereiteten uns mit den Modelevents auf den ersten Wettkampf vor. Am Freitag war es so weit: Mit der Mitteldistanz wurde die 3. Weltcuprunde dieses Jahres eröffnet. Meine Startposition als letzter der Late-Gruppe war optimal! Leider riskierte ich bei der Routenwahl vom 6. Zum 7. Posten etwas zu viel. Im Ziel erfuhr ich, dass nur ca. 50m nebenan eine Wegspur durch Dickicht den Hang hoch ging. Auf dieser Route wurde sogar die Abschnittsbestzeit gefahren, auf die ich über 3min verlor… Gleich danach traf ich noch einige nicht optimale Routenwahlen. Ich spürte, dass mein Rennen nicht optimal verläuft und nahm in Anbetracht der kommenden Langdistanz etwas Tempo raus. Es resultierte der 28. Rang. Nicht zufriedenstellend, aber es könnte schlimmer sein.
In der Langdistanz hatte ich von Anfang an viel Pech: Auf dem Weg zum 2. Posten hatte ich den ersten Platten nach einem Durchschlag von einem spitzigen Stein. Ich flickte den Defekt mit einem Tubelesswürmli, dass ich glücklicherweise mitgenommen habe. Kurz vor Posten 5 hatte ich den 2. Reifendefekt, der glücklicherweise durch die Dichtmilch und etwas nachpumpen mit der 2. und letzten CO2 Patrone ebenfalls behoben werden konnte. Kurz darauf, auf halbem Weg zum 6. Posten, riss mir auch noch eine Speiche. Die Deformierung des Rades war zum Glück nicht so stark, ich konnte weiterfahren. Nach Posten 10. brachte mich ein Eukalyptusast, der sich in meinem Lenker verhedderte, zu Fall. Mit leichten Schürfwunden fuhr ich weiter. Beim Zuschauerposten durfte man Ersatzmaterial deponieren, also wechselte ich dort mein Hinterrad mit den Löchern und der gerissenen Speiche aus. Gleich danach beging ich noch einen kleineren Routenwahlfehler, kam aber mit einer für die Umstände sehr guten Zeit ins Ziel. Ich wurde 21., was für 3 Defekte und ein Sturz doch sehr gut ist. Der Schlüssel zum Erfolg war, dass ich nie aufgegeben habe. Ich habe alles Pech einfach abgehakt und mich auf die nächste Aufgabe fokussiert. Es wäre einfacher gewesen, aufzugeben, vor allem wenn man die lange Distanz (37.3km, 1070Hm) und die Temperatur (über 40°C) berücksichtigt. Aufgeben war für mich aber nie eine Option, dieses Rennen war eine pure Willensleistung!
Das letzte Weltcuprennen war der Sprint im Städtchen Odemira. Ich fühlte eine grosse Müdigkeit, einerseits von der Langdistanz vom Vortag, andererseits aber auch von der langen und intensiven Saison. Mir fehlte die Spritzigkeit, ich konnte aber abgesehen von einem Fehler von 40’’ zum 2. Posten ein sauberes Rennen durchziehen. Dies reichte mir zum 18. Platz, was mein erstes Top20-Ergebnis in einem Elite-Weltcup ist! Wir hatten danach noch ca. 24h Zeit, um alles zu packen, die letzten Stunden Sommer zu geniessen und nach Lissabon zum Flughafen zu fahren. Es waren geniale 6 Tage, aber danach war es an der Zeit, mein Studium wieder aufzunehmen und mich auf andere Dinge zu konzentrieren..
GPS Middle (meines funktionierte meist nicht)
GPS Long (war ohne GPS unterwegs)