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Bericht von der WM 2024 in Shumen

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Dieses Jahr bildete die Weltmeisterschaft auch gleich den Saisonabschluss. Es galt also, nach einer bereits langen und intensiven Saison die Form nochmals auf den Höchststand zu bringen und alle gewonnenen Erfahrungen erfolgreich einzusetzen. Das Schweizer Team reiste, gestärkt durch ein Höhentrainingslager in St. Moritz, guten Mutes nach Bulgarien. Ein grosser Teil des Teams hat bereits einige Erfahrung aus Bulgarischem Gelände vom Weltcup 2022.

Wir bereiteten uns vor Ort vor, in dem wir uns für einige Tag einem Trainingslager des Bulgarischen Nationalteams anschlossen und auf verschiedenen Karten kürzere Trainings absolvierten. Ich bekam schnell ein gutes Gefühl für die Interpretation der Karten, wusste aber auch, dass das Gelände in Shumen anders aussehen würde als hier.

Auf einem Aussichtsturm nach einem Training vor der WM mit Silas

Sprint

Nach dem Model-Event stand dann auch schon der erste Wettkampf an. Ich hatte nach dem Weltcupfinal 2022 keine hohen Erwartungen an einen Sprint in einem Bulgarischen Dorf. Damals war der Sprint sehr einfach und in meinen Augen nicht Weltcup würdig. Die Organisatoren der WM übertrafen aber meine Erwartungen deutlich und lieferten einen spannenden Sprint mit herausfordernden Routenwahlen. Leider war das Dorf wider Ankündigung nicht frei von Verkehr und ich hatte einige gefährliche Situationen erlebt. Diese hatten ebenfalls zur Folge, dass ich bei Kreuzungen deutlich Tempo rausnahm, um keinen Unfall zu riskieren. Dies war sicher nicht förderlich für ein gutes Resultat im Sprint, aber da mein Fokus auf den Walddisziplinen der kommenden Tage lag, wollte ich nichts riskieren. Mein Lauf gelang mir relativ gut, ich kam ohne grossse Unsicherheit durch. Mit meinem 16. Rang bin ich zufrieden und freue mich auf die kommenden Tage. GPS | Resultate | Splits

Diskussionen und Cool-Down (Kiril Panayotov)

Massenstart

Tags darauf stand bereits der Massenstart an. In diesem meist hektischen Rennen erwischte ich keinen guten Start. Ich wurde beim Start etwas eingeklemmt und verlor auf dem anschliessenden schmalen Weg etwas den Anschluss an die Spitze, da Überholmanöver praktisch nicht möglich waren. Ich fand es etwas schade, dass nur einfach Schlaufen als Gabelungen eingesetzt wurden. Es war schnell klar, welche Varianten es gab und man sah auch gleich auf der Karte, welche Optionen die anderen Athleten hatten. Dies nahm dem Rennen etwas die Spannung. Ich hatte gute Beine und konnte gut mithalten. Auf der zweiten Schlaufe des ersten Schmetterlings las ich jedoch zum falschen Posten, nahm eine falsche Abzweigung und verlor so den Anschluss an die Gruppe, mit der ich unterwegs war. Im Anschluss war ich meist alleine unterwegs. Dies war für mich aber nicht schlecht, im Gegenteil. Dank fehlendem direktem Gegnerkontakt konnte ich mich besser konzentrieren und sauber durch den deutlich anspruchsvolleren zweiten Teil des Rennen navigieren. So konnte ich noch einige Plätze gut machen und fand mich am Schluss auf wiederum auf dem 16. Platz wieder. Ich bin mit dem Resultat etwas enttäuscht, denn ich weiss, dass mit einer besseren Startphase und ohne den einen unnötigen Fehler deutlich mehr möglich gewesen wäre. GPS | Resultate | Splits

Unterwegs in Bulgarien, für einmal in strömendem Regen (Kiril Panayotov)

Mitteldistanz

Der dritte Wettkampf dieser WM war die Mitteldistanz. Sie hatte das gleiche Ziel wie der Massenstart am Tag davor. Ich vermutete zudem stark, dass auch das Gebiet des Schlussteils vom Massenstart nochmals genutzt wird. In diesem Schlussteil konnte ich bereits etwas Selbstvertrauen tanken. Nur einen Tag später waren aber die Bedingungen komplett anders: Anstatt schmierigem Schlamm was der Boden schon wieder hart, trocken und erlaubte schnelles Fahren. Die Sonne schien, und so war es im Laubwald schwieriger, in den starken hell/dunkel Kontrasten Abzweigungen zu sehen. Ich hatte zu Beginn einen guten Start und konnte sicher durch das Gebiet mit vielen Wegen navigieren. Auf den einfacheren Abschnitten konnte ich dann gut pushen. Schon bald schlichen sich aber kleine Unsicherheiten ein. Hier eine Abzweigung kurz verpasst, da nicht genau gelesen, welchen Weg ich wirklich brauche. Diese Unsicherheit unterliefen mir leider zu häufig, aber ich konnte grosse Fehler verhindern. Der zwei Minuten nach mir gestartete Finne Miika Nurmi holte mich dann gegen Ende des Rennens auf. Wir bestritten die letzten Posten gemeinsam. Dies war ziemlich schnell, er hatte ein gutes Tempo drauf. So reichte es mir am Schluss zu Rang 23., war für mich ein eher enttäuschend Resultat ist. GPS | Resultate | Splits

Im Zielsprint der Mitteldistanz (Marita Hotz)

Langdistanz

Nach dem verdienten Ruhetag stand meine Lieblingsdistanz an. Es galt, beinahe 1000 Höhenmeter zu bewältigen. Die Organisatoren boten einen spannenden Wettkampf. Gleich zu Beginn wichen sie von meinen Vermutungen ab: Statt direkt auf den Hügel, drehten wir zuerst im flächeren Gebiet am Fusse des Hügels eine Schlaufe. Leider war die Karte dort sehr ungenau aufgenommen. An einem Ort fehlten gleich vier Stromleitungen, die parallel verliefen. An anderen Orten waren Leitungen eingezeichnet. Solche Fehler dürfen an einer WM wirklich nicht passieren. An genau diesem Ort war ich (und laut GPS nicht nur ich, aber auch nicht allzu viele) sehr verunsichert. Es ging einen schnellen aber unebenen Weg herunter, der mit hoher Geschwindigkeit befahren werden kann. Dadurch verlor ich etwas die Kontrolle über die bereits zurückgelegte Distanz. Bei den markanten Leitungen, die ich auf der Karte nirgends finden konnte, vermutete ich, bereits aus der Karte raus gefahren zu sein. Ich konnte mich dann auffangen, nachdem ich entdeckte, dass immerhin der Kahlschlag unter den Leitungen kartiert ist. Danach ging es in diesem Kartenteil sehr ungenau weiter, die Karte stimmte zu oft nicht mit dem Gelände überein. Nach diesem zeitraubendem Fehler hatte mich Luca Dallavalle, der drei Minuten nach mir gestartet war, bereits beinahe eingeholt. Beim ersten Kartenwechsel, bei dem ich das erste Mal in meiner Karriere im Gelände eine neue Karte erhielt, konnte ich ihn jedoch bereits wieder etwas distanzieren. Mir glückten danach die meisten Routenwahlen und ich konnte sicher bis ins Ziel navigieren. Physisch fühlte ich mich auch im vierten Rennen dieser WM nach wie vor sehr gut. Leider reichte es trotzdem nur zu Rang 15. Die Tatsache, dass auch ohne diesen Fehler nur zu Rang 12 gereicht hätte, zeigte, dass ich wohl auch noch deutlich schneller hätte fahren müssen und bei einigen Routen etwas mehr Risiko hätte nehmen müssen. Ich zeigte eine stabile Leistung und nahm bewusst nicht zu viel Risiko. Daher bin ich gesamthaft nicht unzufrieden mit meinem Rennen. GPS | Resultate | Splits

Im Ziel… (Kiril Panayotov)

Staffel

Die Staffel bildete standesgemäss den Abschluss dieser WM, und für mich auch den Abschluss dieser Saison. Aber ich bin auch sehr froh, überhaupt dabei zu sein, denn im Schweizer Team sind wir vier Herren, die auf einem ziemlich ähnlichen Niveau Bike-O machen. Einer war also zu viel. Bereits am Ruhetag nahm unsere Trainerin Christine Schaffner die Selektionen vor. Ich durfte die Staffel auf der Schlussstrecke bestreiten. Vor mir versuchten Flurin und Noah, mir eine gute Ausgangslage zu verschaffen. Flurin zeigte ein schnelles Rennen und kam auf dem achten Rang zurück. Noah zeigte ebenfalls eine gute Leistung und beklagte nur einen kleinen Fehler. Er übergab mir an siebter Position. Ich startete gemeinsam mit Vojtech Stransky vom zweiten Tschechischen Team ins Rennen. Wir konnten uns auf den physischen Abschnitten gut abwechseln und ein gutes Tempo fahren. Wir hatten unterschiedliche Gabelungen, da diese aber alle nahe beieinander waren, verloren wir uns erst später, als Vojtech unsicher wurde und ich durchzog. Mit einer besseren Route und einer etwas kürzeren Gabelung holte er aber wieder auf. Kurz darauf konnte ich auf einer Route, die ähnlich war die eine Route aus der Langdistanz und die wir genau angeschaut haben, mehr oder weniger auswendig durchziehen, während Vojtech zögerte. Dort konnte ich eine Lücke schaffen, die ich bis ins Ziel halten konnte. Ich freute mich über den vermeintlichen fünften Rang, auch weil ich wusste, dass heute nicht mehr drin lag. Leider kam ein sehr niedergeschlagener Flurin bald auf mich zu und klärte mich über seinen Fehlstempel auf. Bei Posten 7 fuhr er nicht nah genug am Posten vorbei, seine SIAC registrierte den Posten nicht und das hatte die Disqualifikation unseres gesamten Teams zur Folge. Ein ziemlicher Dämpfer für uns, auch wenn wir keine Medaille gewonnen hätten. Dies hat aber unser Frauenteam geschafft. Schon nach kurzer Zeit rückte unsere Enttäuschung in den Hintergrund und wir konnten uns mit dem Frauenteam über ihre Bronzemedaille freuen. Gratulation! GPS | Resultate | Splits

Bronze für das Frauenteam!!!