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Rückblick auf die WM in Tschechien

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Ich schaue mit gemischten Gefühlen auf die WM 2023 zurück. Der Start mit dem Sprint gelang mir ganz gut. In der Langdistanz waren meine Beine noch nicht ganz ready. In der Mitteldistanz wären sie dann bereit gewesen, mein Sattel verabschiedete sich aber früh. Und dann kam eine Lebensmittelvergiftung, die mir die letzten beiden Chancen raubte.

Sprint 20.8.

Nun aber langsam und der Reihe nach. Nach langen und intensiven Vorbereitungen startete am Sonntag, 20.8.23 endlich die WM. Sie wurde eröffnet durch einen Sprint in Jicin. Der Sprint war durch unterschiedliche Geländetypen geprägt. Zuerst gings kurz durch ein Quartier, dann in einen kleinen Stadtwald, anschliessend in ein Quartier mit grossen Wohnblöcken und viel Platz dazwischen und zum Schluss noch kurz durch ein Schulgelände und in die Altstadt. Dank der guten Vorbereitung war ich bereit für die unterschiedlichen Herausforderungen. Mir unterliefen zwar 3 kleine Unsicherheiten mit Zeitverlusten von ca. 20 Sekunden, das war aber schon alles. Ich konnte meine Rennen gut beenden und erreichte mein bestes internationales Sprintresultat bei der Elite, der 12. Rang. Etwas getrübt wird dieser Erfolg durch eine falsche Kartierung. Viele Athleten haben einen Weg genommen, der im Gelände zwar existierte, aber auf der Karte fehlte und daher verboten gewesen wäre. Die Organisatoren disqualifizerten aber nur Athleten, die im Wald quer fuhren, nicht aber solche die dies in der Wohngegend taten, obwohl es dort genauso verboten wäre und es auch Marshalls gegeben hätte.

Langdistanz 22.8.

Auf die Langdistanz freute ich mich am meisten. Sie ist meine Lieblingsdisziplin und die Bahndaten versprachen mit 39km und 1170Hm ein sehr hartes Rennen. Der Start führte im Stile eines Sprints durch ein Dörfchen, danach folgten erste Posten im Wald.Die relativ einfache Bahn machte das Rennen zu einem sehr physischen Wettkampf. Ich fühlte mich leider nicht allzu schnell, die Beine waren nicht so frisch wie erhofft. Nach einer sehr guten Vorbereitung habe ich wohl ein wenig zu viel getapert und zu wenig vorbelastet. Allgemein glich die Bahn meiner Meinung nach zu oft einem langen Mitteldistanz-Rennen. Es gab nur eine wirkliche Routenwahl, und auch da gab es nur 2 wirkliche Optionen. Zudem war die Bahn deutlich kürzer als versprochen: Ich hatte am Schluss 1.5km und 270Hm weniger auf dem GPS als die angeblich kürzeste Route. Am Ende resultierte Rang 11, für mich eine leise Enttäuschung. Ich hatte mir nach einer guten Vorbereitung mehr erhofft und mir ein Diplom als Ziel gesetzt.

Mitteldistanz 23.8.

Am Tag darauf folgte die Mitteldistanz im teils gleichen oder anschliessenden Gelände der Langdistanz. Ich wollte besser abschneiden als am Tag zuvor und einen weiteren Schritt nach vorne in der Rangliste machen. Der Start glückte mir einigermassen, nur einen sehr schlecht sichtbaren Wegeinstieg zu Posten 4 verpasste ich. Dann, auf dem Weg zu Posten 10, passierte es: Mir fehlte plötzlich der Sattel. Er hatte sich durch die Erschütterungen gelöst. Ich steckte ihn in meine Trikottasche und fuhr ohne weiter, alles im Wiegetritt ohne Pause. Im Fahren Karte zu lesen ist auf diesen Trails und ohne Sattel sehr schwierig bis unmöglich. Mit minimalem Kartenkontakt unterliefen mir einige Fehler und schnell war ich ohne Sitzen auch nicht. Immerhin der 40. Rang resultierte.

Massenstart 25.8.

Der Massenstart fand nach einem Ruhetag statt. In der Nacht nach der Mitteldistanz machte sich leider eine Lebensmittelvergiftung bemerkbar. Ich musste 7x erbrechen in 24 Stunden. Ich konnte über den Ruhetag weder schlafen noch Nahrung aufnehmen. Auch in der Nacht auf den Massenstart-Tag konnte ich nicht genügend Energie tanken, um ein ernsthaftes Rennen zu fahren. Ich war absolut leer und kraftlos. Ich fuhr das Rennen trotzdem zu Ende, auch weil mir Aufgeben eher schwer fällt. Im Ziel war ich so entkräftet und unterzuckert, dass ich mein Gesicht und meine Hände kaum noch spürte und erst mal über eine Stunde einfach nur daliegen konnte. Der Entscheid, auf die Staffel zu verzichten und dassdas bestmögliche Schweizer Team ohne mich besteht, war leider schnell und zweifelsfrei gefällt.

Staffel 26.8.

Die WM war für mich früher beendet als erhofft. Ich gab dennoch mein bestes und war für die Betreuung unserer Fahrer*innen in der Startquarantäne zuständig. Ich versuchte, einen Überblick über das Rennen zu bewahren und die 2. und 3. Strecken-Fahrer*innen bestmöglich auf dem Laufenden zu halten. Sie zeigten sehr gute Leistungen und holten eine Bronzemedaille bei den Herren und einen 4. Platz bei den Frauen.

Fazit

Die WM lief nicht wie erhofft. Ein guter Start, eine Langdistanz die nicht ganz optimal lief, aber eigentlich immer noch recht ok war, ein Defekt in der Mitteldistanz und ein Rest der WM, der aufgrund der Lebensmittelvergiftung ins Wasser fiel. Schade, dass das Glück ausgerechnet in dieser wichtigen Woche ausblieb. Jetzt schaue ich aber schon voller Motivation auf den Weltcupfinal im Trentino in Italien, wo in 3 Wochen die letzten internationalen Rennen dieses Jahres anstehen. Die ersten Bike-OL-Wettkämpfe in alpinem Gelände reizen mich enorm!