Zum Inhalt
Startseite » Blog » Saisonstart in Italien

Saisonstart in Italien

  • von

Die Saison 2023 begann für mich in Italien. Ich entschied mich, nicht mit dem Rest des Nationalteams nach Portugal ins Trainingslager zu reisen, da das Trainingslager relativ weit von den Geländen der EM im April stattfindet, ich mit meinem Job und meinem Studium stark gefordert bin, meine Flugreisen auf ein Minimum reduzieren will und zudem schon 5-Mal in Portugal war (2x EM, 1x WC-Final, 1x WM, 1x TL für WM, die Portugiesen organisieren ganz schön viel!). So reiste ich also zusammen mit meinem Vater mit dem Zug nach Sesto Calende, ein Städtchen am Südende des Lago Maggiore. Vor einem Monat verbrachte ich in dieser Gegend schon ein Grundlagentrainingslager, damals war ich aber mit dem Rennvelo unterwegs. An diesem Wochenende stand zuerst ein Mitteldistanzwettkampf und anschliessend die italienische Meisterschaft über die Langdistanz an. Ich konnte in den Wochen zuvor viel und gut trainieren und war zufrieden mit meinen Fortschritten. Auch wenn ich keine grosse Erholungsphase vor den Wettkämpfen einplante, rechnete ich mit mit einer ansprechenden Form.

Middle

Am späteren Samstagnachmittag startete ich in die Mitteldistanz, kurz/kurz und bei sonnigen, warmen und trockenen Bedingungen. Kurz vor dem Start realisierte ich, dass ich meine SIAC im Rucksack im Wettkampfzentrum vergessen habe, und die Zeit nicht mehr reichte, diese zu holen. So fragte ich am Start die Helfer, ob sie einen Ersatzbadge haben. Die sehr hilfreichen Freiwilligen konnten mir einen (alten) Badge leihen. So konnte ich meinen Wettkampf pünktlich zur Startzeit starten, musste jedoch bei (fast) jedem Posten anhalten um zu stempeln. Da hatten die anderen mit SIAC sicherr einen Vorteil, auch wenn die Posten nur auf Short-Range waren. Aber die Vergesslichkeit ist meine Schuld und ich war froh, dass ich einen Badge bekommen habe. Nun musste ich einfach schneller fahren, um meinen Zeitverlust beim Stempeln zu kompensieren.

GPS-Auswertung bis Start bis Posten 2


Gesagt, getan. Bis zum Posten 2 hatte ich auf den ersten Verfolger bereits fast eine halbe Minute herausgeholt, alle anderen waren bereits deutlich über eine Minute distanziert. Die Auswertung dieser Teilstrecke überraschte mich. Klar, ich hatte viel Flow im Downhill, mein neues Bike (mehr dazu bald) fuhr super und ich machte keine Fehler, aber gleich soviel Vorsprung gleich am Start?
Ausser kleinen Unsicherheiten und 2 suboptimal gewählten Routen (Zeitverlust jeweils nur ca 15″) konnte ich ein beinahe perfektes Rennen durchziehen, und meine Form stimmte offensichtlich auch. So hatte ich am Schluss fast 1.5 Minuten Vorsprung und gewann das Rennen, trotz langsamem Badge. Ich ware froh, dass mein einziger Fehler an diesem Tag bereits vor dem Start geschah, und ich ihn dank gütiger Hilfe schnell beheben konnte. Danke!

Das 2D-rerun ist hier zu finden: http://loggator2.worldofo.com/?idstr=logatecMiddleTainoME23

Podest der Mitteldistanz

Long

Am nächsten Morgen stand die italienische Meisterschaft über die Langdistanz an. Nachdem ich im Jahr zuvor bereits das Rennen der französischen Meisterschaft über die Langdistanz gewonnen hatte, wollte ich dies nun auch in Italien schaffen. Das Gefühl vom Vortag war super, die Beine auch noch nicht allzu Müde. Diesmal hatte ich meine SIAC dabei. Die Route zum ersten Posten wählte ich falsch, konnte den Zeitverlust auf den folgenden Posten aber gleich wieder aufholen dank schnellen Abschnitten auf indentischen Routen.

GPS-Analyse Posten 3-4

Die erste grössere Routenwahl stand nach Posten 3 an. Ich entschied mich für die nördliche Variante, zögerte aber während der Umsetzung. Ursprünglich wollte ich noch weiter nördlich umfahren, entschied mich aber nach einem kurzen Schlenker an der Kreuzung östlich von Posten 11 um und wählte die nördlichste Route auf dem Bild. Trotz dem Zögern, das sicher 10″ gekostet hat, verlor ich nur 5″ auf Fabiano. Meine Route scheint schlussendlich richtig gewählt. Die Teilstrecken 4-6 waren nur physisch, die erste Flach, die zweite Steil.

GPS-Analyse Posten 6-7

Die nächste Routenwahl 6-7 eröffnete die Möglichkeit, über einen Bach mit Felsen zu cutten (Querfahren war an diesem Wochenende erlaubt). Luca wählte diese Variante und fuhr Bestzeit. Für mich war das Risiko zu hoch, die Kombination aus Felsen, Bach und keine gute Alternative nicht sehr verlockend. Ich wählte die Umfahrung und fuhr am Schluss quer über den Hügel durch den offenen Wald zum Posten. Der Zeitverlust von 8″ ist angesichts des deutlich kleineren Risikos verschmerzbar.

Die nächste spannende Route von 9 zu 10 bereitete ich lange vor, verlor bei der Vorbereitung etwas Zeit, konnte die Route dann aber perfekt umsetzen und lag auch mit der Wahl richtig. Allein auf dieser Teilstrecke fuhr ich mindestens 23 Sekunden schneller als alle anderen…

GPS-Analyse Posten 9-10

Die letzte spannende Route war diejenige von Posten 19 zu 20. Ich entschied mich für die direkteste Route, die nur minim mehr Höhe hatte und diese dafür besser verteilt war. Ich fuhr knapp Bestzeit und denke, dass beide Routen gleichwertig sind. Es war aber eine spannende Herausforderung und für mich nicht von Beginn weg klar, wo ich durch will.

GPS-Analyse Posten 19-20

Das 2D-rerun ist hier zu finden: http://loggator2.worldofo.com/?idstr=logatecLongTainoME23

Schlussendlich bin ich mit meinem Wochenende in Italien äusserst zufrieden. Der Test meines neuen Bikes verlieft sehr zufriedenstellend, meine Form schien auch wie gewünscht und der eher kleine Umfang an Bike-OL Trainings dieses Jahr machte sich glücklicherweise (fast) nicht bemerkbar, bis auf die vergessene SIAC. Mit 3 Flaschen Wein und einem Sack Cookies (lecker!) mehr im Gepäck reisten wir gemütlich heim. Glücklicherweise erwischten wir trotz Streik des Bahnpersonals in Italien noch einen fahrenden Zug, wenn auch mit etwas Wartezeit.

Podest italienische Meisterschaft Langdistanz