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Weltmeisterschaften in Falun, Schweden

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Start zur Staffel (Foto vom Veranstalter / Lars Gustaffson)

Die Weltmeisterschaften im Bike-OL 2022 fanden in Falun und Säter in Schweden statt. Falun liegt etwa 2.5 Autostunden nordwestlich von Stockholm und ist eher durch Langlauf / Skisprung-Wettkämpfe bekannt als für Mountainbikerennen. Doch kurz vor unserer WM fand in der Nordisch-Arena in Falun ein Mountainbike Eliminator Weltcup statt.

Die Gelände für die ersten beiden Wettkämpfe in Säter unterschieden sich recht deutlich von jenen in für die restlichen drei Disziplinen in Falun. Wir starteten mit der Mitteldistanz in die WM-Woche. Das Gelände war eher flach, hatte jedoch teils steile und sandige aber kurze Anstiege. Zu Beginn war ich etwas zu zögerlich unterwegs und investierte etwas zu viel in die Kartenarbeit, wobei hier jedoch eigentlich immer die direkteste Route auch die Schnellste war. Der spätere Weltmeister Krystof Bogar, 2min hinter mir gestartet, überholte mich auf einer etwas anderen Route, und hängte mich definitiv ab, als ich meinen Trigger (Schalthebel), der sich gelöst hat, wieder anziehen musste. Ein weiterer Medaillengewinner, Samuel Pökälä, holte mich etwas später auf, und mit ihm bestritt ich die zweite Hälfte des Rennens gemeinsam. Überraschenderweise führte ich mehr als er, und als er dann mal vorne war, hatte ich zwar Mühe, nachzukommen, dafür verabschiedete er sich dann kurzfristig mit einem Fehler, den ich zum Glück nicht machte. Wir erreichten das Ziel am Schluss gemeinsam, ich auf dem 18. Rang, er auf Rang 2.

Beim letzten Posten, gemeinsam mit Vizeweltmeister Samuel Pökälä (Foto vom Veranstalter / Lars Gustaffson)

Nur einen Tag später stand die Staffel an, die teilweise im Schlussteil vom Tag zuvor stattfand. Wir hatten eine Medaille zu verteidigen (Bronze 2021 in Finnland), und starteten in der exakt gleichen Aufstellung und voller Motivation mit der Startnummer 2 ins Rennen (da Russland ja bekanntlich ausgeschlossen wurde). Der Anfang glückte mir relativ gut, ich konnte trotz diffuser Gabelungen meine Posten sauber anfahren und war nach dem ersten Gabelungssystem immer noch vorne dabei. Auf der langen geraden Asphaltstrasse verlor ich aber etwas das Distanzgefühl und suchte meinen Posten zu früh, drehte sogar unnötigerweise um. So verlor ich den Kontakt zur Spitzengruppe, der Fehler kostete mich ungefähr eine Minute. Danach konnte ich aber wieder relativ sauber weiterfahren. Auf der Schlussschlaufe bekundete ich nochmals kurz etwas Mühe mit dem sehr dichten Wegnetz. Ich konnte aber ohne grössere Fehler an Silas übergeben. Er machte einen grösseren Fehler, der aber vielen Athleten passierte. Er konnte trotzdem einige Plätze gut machen und auf Rang 7, direkt mit Tschechien 1, an Simi übergeben. Ihm glückte ein Traumrennen, und er zauberte Laufbestzeit mit einer Minute (!) Vorsprung in den Wald, und machte uns so nicht nur zu Medaillengewinnern, sondern hängte kurz vor dem Übergang auch noch Bogar ab und sicherte uns Silber!!!

So sieht Freude aus! (Foto vom Veranstalter / Lars Gustaffson)

Der letzte Wettkampf vor dem Ruhetag war die Langdistanz. Sie fand nun in neuem Gelände direkt beim Event Center statt. In deutlich hügeligerem Gelände galt es die schnellste Route zu finden und diese auch sauber durchzuziehen. Ersteres war überraschenderweise einfacher als gedacht. Aus meiner Sicht hätte man deutliche anspruchsvollere Routenwahlprobleme stellen können in diesem Gelände. Der zweite Punkt, die Umsetzung, stellte sich aber als relativ fordernd heraus. Die 1:15’000 Karte gepaar mit vielen technisch anspruchsvollen Trails machten das saubere Navigieren nicht gerade leicht. Ich zog ein sauberes Rennen ohne Fehler und mit nur wenigen suboptimalen Routen durch und landete auf Rang 11, nur eine Sekunde (!) hinter der Top10 (nach über 2h Rennzeit). Ich bin etwas enttäuscht mit dem Resultat, da ich mir in meiner Lieblingsdisziplin etwas mehr erhofft hätte. Ich denke auch, dass mir anspruchsvollere Routenwahlen eher entgegengekommen wären. Trotzdem ist der 11. Rang meine bisherige WM-Bestleistung, und die Top10 war ja nicht weit enfernt…

Zielienfahrt in der Langdistanz (Foto vom Veranstalter / Lars Gustaffson)

Nach dem Ruhetag ging es weiter mit dem Sprint. Der Sprint ist nicht gerade meine Lieblingsdisziplin, an einem guten Tag ist aber in dieser Disziplin viel möglich. Ich startete gut in den ersten urbanen Abschnitt. Der Übergang zum Waldteil und die damit einhergehende Umstellung in der Navigation gelang mir dann weniger gut. Ich hatte Mühe, meinen Rythmus zu finden, und konnte auch im sehr physischen Mittelteil, der kartentechnisch sehr einfach war, nicht wirklich mithalten. Am Schluss reichte es zu Rang 19., was etwa meinen Erwartungen entspricht.

Treppen hoch und runter wenn möglich immer auf dem Bike! (Foto vom Veranstalter / Lars Gustaffson)

Den Abschluss der WM-Woche bildete das Massenstart-Rennen. Dieses begann für mich aber äusserst schlecht. Wenige Meter nach dem Start wurde ich unfreiwillig in einen Massencrash verwickelt. Ein Finne probierte in relativ aggressiver Manier, sehr schnell sehr viele Plätze gut zu machen. Der Einsatz von Geschrei und Ellenbogen endete in einem Crash direkt vor mir, ich konnte nicht mehr ausweichen und ging ebenfalls zu Boden. Glücklicherweise kamen ich und mein Bike mit einigen kleineren Schrammen davon, ich musste danach aber das Feld von ganz hinten aufrollen und die Motivation war ebenfalls etwas angefressen. Ich kam nie wirklich gut ins Rennen und musste auch fast alles alleine Fahren. Gegen Schluss konnte ich zu einer grösseren Gruppe aufschliessen. Im letzten Downhill durch die zahlreichen Biketrails am Skisprunghügel konnte ich einige dieser Gruppe loswerden, andere hatten sich aber davor beim Anstieg etwas absetzen können. Ich erreichte am Schluss Rang 20 und beendete auch mein letztes WM-Rennen 2022 in der Top20! An Konstanz fehlte es nicht, jedoch hätte ich mir schon einen Exploit, vor allem in der Langdistanz gewünscht. Die Silbermedaille mit dem Team macht dieses kleine Manko aber schnell vergessen und wird für immer in Erinnerung bleiben.

Zieleinfahrt beim Massenstart (Foto von Walter Rahm)